Der Wenzelsplatz

Der Wenzelplatz ist für viele Touristen der erste große Platz, den sie in Prag sehen, denn er liegt fast unmittelbar am Hauptbahnhof.

Der Wenzelsplatz ist in mehrerlei Hinsicht ungewöhnlich. Auf den ersten Blick wird er nicht von einer Kirche dominiert, sondern vom beeindruckenden Nationalmuseum. Zudem ist es ein Platz mit ungewöhnlicher Form mit 720 m Länge und 60 m Breite mutet eher wie eine Straße an und nicht wie ein Platz. Angelegt wurde er bei der Gründung der Prager Neustadt unter Karl IV als Rossmarkt: während der nahe gelegene Karlsplatz als Viehmarkt vorgesehen war, diente der Rossmarkt dem Pferdehandel. Dank seiner Länge konnten die Händler dort ihre Tiere auch im Trab präsentieren.

Wie andere große Plätze in Prag ist auch der Wenzelsplatz Ort historischer Umbrüche. Am bekanntesten sind in diesem Fall die Demonstrationen im November 1989, die zum Fall des sozialistischen Regimes geführt haben. Auch heute noch wird der Platz gerne für politische Kundgebungen und Demonstrationen genutzt.

 

Was kann man auf dem Wenzelsplatz sehen und unternehmen?

 

Das tschechische National-museum

Ethos

Der Platz wird am oberen Ende begrenzt durch das historische Gebäude des Nationalmuseums im Neorenaissance-Stil. Inhaltlich bietet es historische und naturwissenschaftliche Ausstellungen. Auch das Gebäude selbst mit seinem beeindruckenden Treppenhaus, das alleine schon den Eintritt von 250 CZK lohnt. 

Empfehlenswert ist die Multimedia-Installation „Momente der Geschichte“ (momenty dějin) zur Entwicklung Prags und zur Geschichte des 20. Jahrhunderts.

 

Jan-Palach-Denkmal

Zwischen dem Nationalmuseum und der Reiterstatue finden Sie auf dem Boden eine Installation, die an Jan Palach erinnert, einen Studenten der Karlsuniversität, der sich aus Protest gegen die sowjetische Invasion 1968 an dieser Stelle selbst anzündete und wenige Tage später verstarb.

 

Reiterstatue des hl. Wenzels

Vor dem Nationalmuseum thront eine monumentale Reiterstatue des hl. Wenzels mit vier weiteren böhmischen Nationalheiligen. Geschaffen wurde sie von Josef Václav Myslbek, einem der wichtigsten tschechischen Bildhauer des 19. Jahrhunderts. Es lohnt sich, hier einen Moment innezuhalten und die Detailverliebtheit dieser beeindruckenden Statue zu bewundern. Übrigens wurde diese Skulptur auf der tschechischen 20-Kronen-Münze verewigt.

 

Bier-Eisenbahn-Restaurant

Ein kulinarisches Erlebnis der anderen Art bekommt man im Restaurant Výtopna an der Hausnummer 56. Über die Tische des Restaurants verlaufen die Gleise einer Modelleisenbahn, die die Bestellung direkt an den Tisch liefert.

 

Lucerna-Palais

Ungefähr in der Mitte des Platzes befindet sich das Lucerna-Palais mit der gleichnamigen Passage, in der man den Heiligen Wenzel in einer selbstironischen Darstellung auf einem toten Pferd sitzend findet. Hier gibt es neben einem beliebten Kino auch eine Kunstgalerie, ein Ballsaal, ein Café und eine Konzerthalle, in der gelegentlich auch Künstler aus Deutschland zu hören sind. Das Gebäude ist bemerkenswert, weil es die erste Anwendung von Stahlbeton in Prag war. Gebaut wurde es von Havel, dem Großvater des späteren Präsidenten Václav Havel.

Tipp: Auch die übrigen weitläufigen Passagen, die parallel zum Wenzelsplatz verlaufen, sind durchaus einen Besuch wert.

 

Grand Hotel Evropa

Eine der prächtigsten Jugendstilbauten auf dem Wenzelsplatz ist das Grand Hotel Evropa, ein einst prachtvolles ehrwürdiges Hotel mit prunkvollem Café, das einen gedanklich in die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert versetzt. Aktuell befindet es sich im Umbau, einen ausführlichen Blick auf die wunderschöne Fassade sollte man aber unbedingt mitnehmen.

 

Rokoko-Palais, Palais Hvězda, Wiehlův dům

Auch die drei Palais gegenüber sollten Sie nicht unbeachtet lassen. Zunächst sind das Rokoko-Palais und das Palais Hvězda Beispiele für den geometrischen Jugendstil, während das Grand Hotel Evropa im ornamentalen bzw. vegetabilen Jugendstil gestaltet ist. Das Palais Hvězda ist zudem geschichtlich interessant: ehemals Sitz des Melantrich-Verlags. Auf dem Balkon dieses Gebäudes kam es während der November-Demonstrationen 1989 zu einem denkwürdigen Auftritt des späteren Präsidenten Václav Havel.

Das dritte Gebäude in dieser Reihe konzipierte der berühmte Architekt Antonín Wiehl für sich selbst, daher auch der Name: Wiehlův dům (Wiehl-Haus). Typisch für das späte 19. Jahrhundert ist die Bemühung, einen typisch tschechischen Stil zu schaffen, voller Verweise auf Elemente vergangener, vermeintlich glorreicher Zeiten. Baulich ist das die sogenannte Jagiellonen-Gothik aus der Zeit Vladislavs II., der aus dem Geschlecht der Jagiellonen stammte. Die Fassade zieren viele Verzierungen und Bilder, im ersten Stock eine Bilderreihe „Zyklus des Lebens“ und im zweiten Stock allegorische Darstellungen mit Sinnsprüchen.

 

Franziskaner-Garten

Über die Světozor-Passage mit dem wunderschönen Tesla-Glasmosaik gelangt man in den Garten des Franziskaner-Klosters, der mit seiner ruhigen Atmosphäre einen Kontrast zum lauten und belebten Wenzelsplatz darstellt. Hier hat man einen Blick auf die unvollendete Kirche St. Maria Schnee, ebenfalls unter Karl IV. begonnen. Die Kirche ist zugänglich über das österreichische Kulturinstitut.

 

Metro-Station Můstek

An der Stelle der früheren Stadtmauer entstanden später die Straßen na Příkopě (am Graben) und Národní (Nationalallee) sowie die Metrostation Můstek. Der Name bezieht sich auf eine Brücke über den damaligen Stadtgraben und erinnert noch heute daran, dass hier einst die Grenzen der Stadt waren. Diese Metro-Station ist sehr weitläufig und eher wie eine Einkaufspassage gestaltet. Da sie unter einer großen Kreuzung liegt, gibt es viele Ausgänge und die Station mutet dadurch sehr verworren an. Hier ist auch ein Teil der ursprünglichen Stadtmauer zu sehen.

Juni 2024

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